• Langlauf - eine Sinfonie voller Rhythmus und Dynamik!

  • Gleitmeditation - Balanciere entspannt und präzise über dem Standbein.

Vertraue deinen Stärken und tauche in sie ein!

„Ist ja klar, dass Dario Cologna so gut ist; er tut ja den ganzen Tag nichts anderes als Langlaufen!“

So oder ähnlich wird argumentiert, wenn ein Sportler, Musiker, Maler, Architekt, etc. Aussergewöhnliches leistet. Die gewählte männliche Form schliesst uneingeschränkt auch alle Frauen mit ein, welche oft noch mehr – ohne Applaus des Publikums – und selbstverständlicher über sich hinauswachsen. Als eindrückliches Beispiel dafür steht Clara Schumann, welche lange Zeit im Schatten ihres Mannes Robert Schumann stand, aber meiner Ansicht nach ungleich mehr Talente verkörperte als ihr Mann. Ihre Klavierkünste und Kompositionen sind fantastisch! Weitere Infos findet ihr auf Wikipedia.

Suche täglich in deinem persönlichen Ritual die notwendige Stille!

Ich bin der Überzeugung, dass durch Bündelung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten aussergewöhnliche Leistungen möglich werden. Dies ist nicht eine Frage des Willens, sondern entsteht aus einem inneren Antrieb und Bedürfnis, sich selbst auszudrücken. Dabei sind Vergleiche mit anderen irrelevant, denn jeder Mensch ist einzigartig. Ein Ausdruck des eigenen Seins bedingt allerdings, dass die innere Stimme erhört wird! Diese meldet sich meist in der Stille, beim Spaziergang in freier Natur oder während einer geliebten rhythmischen Tätigkeit ohne Anstrengung.

Nimm dir Zeit, diesen Stimmen gut zuzuhören.
Lass Dich durch das vorhandene Grundrauschen nicht ablenken.

Die oft tief schlummernden Fähigkeiten können durch entspannte Aufmerksamkeit ins Bewusstsein aufsteigen. Erkenntnis verbunden mit intrinsischer Motivation führen zu erstaunlichen Erfolgen in Tätigkeiten, welche bis anhin unbeachtet geblieben sind. Wer jemals eingetaucht ist in die Stille unter der Wasseroberfläche, erkennt deren Tiefe und Schönheit. Und entdeckt die Vielfalt, die Farbenpracht und nicht zuletzt, wie viele Perlen auf dem Grund des Meeres zu finden sind.

Fördere primär deine Stärken und erkenne deine Schwächen, damit diese deine Stärken nicht limitieren!

Eintauchen – ein Selbstversuch: Langlaufen lehrt Demut und Dankbarkeit

21/2 Wochen „Quarantäne“ im Goms sind wahrlich keine Strafe, sondern ein Geschenk, das ich über die Festtage dankend angenommen habe. Nach monatelangem Warten, Bangen, Anpassen, endlosen adminstrativen Aufgaben während der Coronadiktatur ist es wunderbar, über die Festtage richtig durchzuatmen – im wahrsten Sinne des Wortes!

17 Tage Freiraum, gleitend durch eine wunderschöne Landschaft, gekleidet in erleuchtetem Weiss! Welch eine Wohltat für Geist, Seele und Körper! Unbestritten ein Privileg, das ich nutzen möchte.

Warum nicht – wie vor 30 Jahren – ein richtiges Höhentraining (klingt das nicht verlockend…) durchführen?!

Mit dem Unterschied, dass es nicht primär um höher, schneller, weiter, sondern um mehr Leichtigkeit und Genuss geht!

Kann man von Genuss reden, wenn fast täglich ein Marathon gelaufen wird, um anschliessend mit leuchtenden Augen vor dem Kühlschrank zu stehen und das Bett dem Nirvana gleichkommt?! Oh ja – und wie! Die Vorzüge des einfachen Lebens eines Ausdauersportlers bestehen aus diesen grundlegenden Tätigkeiten. Wenn dann noch jeden 2. Tag der Luxus einer entschlackenden Sauna inkl. eiskalter Kneippaufgüsse (Rhonewasser) hinzkommt, fehlt nicht mehr viel zum totalen Glück!

Eine erstaunliche Erkenntnis für mich war, wie schnell sich der Körper an die Anforderungen anpasst!

Nach 3 Tagen – auch wie früher – sind die Beine schon etwas schwerer als gewohnt. Die Bluterneuerung auf der Suche nach zusätzlichen roten Blutkörperchen ist ein aufwändiger Prozess. Aber bereits nach 7 Tagen spüre ich, wie sich die Sauerstoffversorgung auf einem höheren Niveau einpendelt. Auch die Oberschenkelinnenseite (Standbeinstabilisatoren), die Bauch- und Armmuskeln inklusive Oberkörper bilden sich gemäss den Anforderungen der klassischen und freien Langlauftechnik aus. Eindrücklich, wie schnell organische und muskuläre Anpassungsprozesse ablaufen können!

Ein Appell an alle „Senioren“ – der Körper ist ein Wunderwerk, welches auch im höheren Alter hochgradig trainierbar bleibt. Soviel über die konditionellen Adaptionsvorgänge. Nun aber zum anspruchsvolleren Teil:

„Mach das Unmögliche möglich, das Mögliche leicht und das Leichte elegant!“ (M. Feldenkrais)

Okay; das Unmögliche möglich machen ist auf Langlaufskiern nicht so schwierig. Vielleicht wird dabei einige Male der Schnee geküsst, aber es werden nicht so viele blaue Flecken davongetragen wie wenn ich einen Salto vorwärt mit Schraube als Auftrag hätte…!

Nun aber das Mögliche leicht! Leichtigkeit bedingt eine klare Bewegungsvorstellung und Mut. Am besten mit Gleichmut (ausgeglichen und mutig)! Denn wer mit Kraft die Balance über dem Standbein zu erzwingen versucht oder mit zu wenig Mut vom anderen Bein „abdrückt“, wird entweder über die Aussenkannte überschiessen (und den Schnee küssen). Oder in der Mitte sitzen bleiben und nie das Glücksgefühl eines „Olé!“ über dem zentrierten Standbein erleben.

„Olé!“ drückt ein Gefühl von Stabilität und Aufrichtung über dem Standbein aus.
Ein befreites Stehen verbunden mit Leichtigkeit und Freiheit.

Dafür braucht es neben Gleichmut auch Demut und Dankbarkeit. Sobald Ungeduld oder noch schlimmer – Frustration – aufkommt, ist es vorbei mit der Leichtigkeit des Seins! Ein Gefühl der Verkrampfung und Anstrengung sind die Konsequenzen.

Klar spielen die konditionellen Voraussetzungen dabei auch eine Rolle, aber die übergeordneten Parameter liegen im koordinativen und emotionellen Potenzial. Feinkoordinierte Bewegung hat viel mit Selbstregulation zu tun. Diese wiederum mit Vertrauen, Demut und Dankbarkeit. Der Kreis schliesst sich!

Vertrauen, Dankbarkeit, Demut

Ich gestehe freimütig ein, dass dieses potente Dreigestirn bisher nicht zu meinen gelebten Fähigkeiten gehören. Aber tief in meinem Innersten spüre ich: Es ist Zeit, dem Leben etwas zurück zu geben. Man kann sich nicht alles nehmen und erarbeiten.

Auf den dünnen Brettern, die für mich eine kleine Welt bedeuten, brauche ich noch etwas Geduld und den Mut, die Kampfzone zu verlassen und die folgenden Erkenntnisse in mein Handeln einfliessen zu lassen.

„Es“ richtet sich auf – ich muss mich nicht anstrengen!
„Es“ findet das Gleichgewicht über dem Standbein!
„Es“ macht das Unmögliche möglich,
das Mögliche leicht und
das Leichte elegant!

Geduld, Dankbarkeit und Demut machen „Es“ möglich!

Ich wünsche allen viel Selbstvertrauen, mit Gleichmut den eigenen Weg zu gehen, ohne „Es“ aus den Augen zu verlieren!