Moshé Feldenkrais bezeichnet die Rippen als „Sleeping Beauties“.
Schlafend deshalb, weil wir in unserer modernen bewegungs-degenerierten Welt unsere Rippen immer weniger in ihrer ursprünglich gedachten Funktion brauchen. Wir klettern im Erwachsenenalter kaum mehr auf Bäume und arbeiten selten über Kopfhöhe. Zudem schlagen wir weder Purzelbäume oder ein Rad vor Freude, noch fühlen wir uns spontan anmiert, den Handstand zu üben. Wie es meine Tochter mehrere Jahre ohne Aufforderung auf unserem Teppich in der Wohnstube getan hat, bis sie zu unserem grossen Erstaunen kürzlich die Balance halten konnte. Durch die Stützfunktion der Arme bei gleichzeitig geforderten reaktiver Gleichgewichtsaufgabe, erfahren die oberen Rippen ein Feintuning „in allen Facetten“ (Die Rippen sind durch Facettengelenke mit der Wirbelsäule verbunden).
Beauties deshalb, weil diese fein koordinierbaren Rippen unabdingbar sind für einen frei beweglichen Thorax in alle Richtungen. Damit der Brustkorb beim Durchatmen nicht auf eine kleine Mansarde zusammengestaucht wird, sondern ein veritabler Leuchtersaal entstehen kann! Die obersten 5 Brustwirbel sind neben ihrer Aufrichtungsfunktion zusammen mit der Wirbelsäule zuständig für Rotationsbewegungen. Eine Einschränkung der Rotation führt nicht selten zu einem Hexenschuss, da die mangelnde Beweglichkeit der Brustwirbelsäule eine Überlastung der Lendenwirbelsäule zur Folge hat.
Ein oft vergessener Aspekt ist aber ihre zentrale Bedeutung für eine freie Atmung!
Die obersten 2 Rippen sollten sich für ein befreites Einatmen leicht anheben lassen, was gerade bei Asthmatikern oft nicht der Fall ist. Diese beengende Gefühl wirkt sich unmittelbar auf das emotionelle Befinden aus und führt zu einer unangenehmen Platzangst im eigenen Körper. Falls unsere Einatmung aber auf bewegliche Rippen stösst, dehnt sich der Brustkorb zu einem Leuchtersaal aus. Dann fühlt Frau und Mann sich im Körper sichtlich wohl und befreit.